Zelte in der Wildnis by Julius E. Lips

Zelte in der Wildnis by Julius E. Lips

Autor:Julius E. Lips [Lips, Julius E.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Der Kinderbuchverlag Berlin
veröffentlicht: 1968-12-31T16:00:00+00:00


»Der wird einmal ein feiner Jäger!« sagte der Vater.

Pirre, Michael und Estelle wurden ausgeschickt, um die nächsten Nachbarn der Familie einzuladen. Ein Festmahl sollte veranstaltet werden, zu Ehren des neuen kleinen Minnegouche. Die einzigen Indianer, die sie zu dieser Jahreszeit erreichen konnten, waren Saiko und Utisch. Als sie nach langer beschwerlicher Wanderung bei dem alten Zauberer eintrafen, fanden sie ihn zu ihrer großen Enttäuschung nicht zu Hause. Sein Zelt war leer. Aber, sagten die Brüder zu Estelle, das brauchte nichts Schlimmes zu bedeuten. Vielleicht hatte er nur im Dienste einer seiner geheimen Missionen gerade die Gestalt irgendeines Tieres angenommen. Es mochte sogar sein, daß er sich einfach unsichtbar gemacht hatte und jedes ihrer Worte ganz genau hörte. Er liebte es nicht, sich mit jungen Leuten einzulassen. Mit lauter Stimme luden sie ihn im Namen ihres Vaters ein.

Dann wanderten sie weiter, zu Saikos Jagdgrund, und fanden den Krüppel munter in seinem Zelt. Er freute sich herzlich, als er die Nachricht hörte. Dann zog er seinen Freund Michael in die Ecke, wo er ihm die schon längst so bitter entbehrten Jagdstiefel überreichte. Wie ein guter Geist verteilte er Freude, wohin er kam. Dann erklärte er nicht nur seine Bereitschaft, die Einladung der glücklichen Familie anzunehmen, sondern versprach auch, daß er selbst den Festbraten stiften wollte. Er schickte Michael und Estelle zu ihren Eltern zurück, um auszurichten, daß er und Pirre »nahe dem Mond des zweiten Tages« im Minnegouche-Zelt eintreffen würden. So durfte Pirre also bei ihm übernachten und am Morgen mit ihm zum eisbedeckten Flusse gehen, wo Saiko einen ganzen Biberbau unberührt gelassen hatte, um dort jederzeit für eine würdige Gelegenheit einen Braten holen zu können. Diese Gelegenheit war nun gekommen.

»Der Vater hat die Spuren eines alten Bären gesehen«, erzählte Pirre, als sie sich zum Biberfang aufmachten. Er zog den Schlitten, auf dem Saiko mit den Fanggeräten thronte. »... aber wir konnten ihn nicht finden. Du weißt vielleicht, daß ich einen Bären schießen möchte."

Er hörte Saiko hinter seinem Rücken lachen.

»Ein Bär, Pirre, ist nicht wie anderes Wild. Alle Tiere leben in Herden, und jeder Tierstamm hat einen Häuptling. Aber bei den Bären ist das anders. Die sind keine Untertanen. Jeder Bär, Pirre, ist ein Häuptling, ein Herr des Waldes.« »Jeder Bär ist ein Häuptling?«

»Das weiß jeder Jäger. Und wehe dem Indianer, der einem Bären nicht den Respekt erweist, den man einem Häuptling schuldig ist.«

»Ach, ich möchte so gern einen schießen!«

»Das hängt weniger vom Jagdglück als von deiner inneren Reife ab. Wer einen Bären schießt, ist kein Junge mehr, er ist ein Mann. Vielleicht denken die Waldgeister, daß du noch zu jung bist.«

»Was kann ich nur tunk »Lern erst alles andere. Dann, eines Tages lassen die Geister dich vielleicht einen schießen. Laß mich nun absteigen, wir sind am Biberbau.«

»Warte, Saiko. Ich helfe dir.«

»Du willst mir helfen, das ist spaßig!« Saiko lachte und glitt rasch und behend vom Schlitten. Er war schon beim Abladen, ehe der Junge noch die Ziehleine hatte fallen lassen. Pirre trug die Fanggeräte auf das Eis des Flüßchens, das hinter dem Biberbau flach und seicht wurde.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.